CLEFNI
Das Chorleben in den Städten Bern und Freiburg im langen 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert entstanden in Europa zahlreiche Gesangsvereine. Daraus entwickelte sich eine Chorbewegung, die nicht nur das gemeinsame Singen, sondern auch den Patriotismus förderte. In der Schweiz hatten vor allem Männerchöre einen starken patriotischen Charakter. Doch im Gegensatz zu den Nachbarländern konnte sich der Patriotismus in der Schweiz nicht auf eine sprachliche oder kulturelle Einheit stützen. Vielmehr war ein Zusammengehörigkeitsgefühl gefragt, das die verschiedenen Kulturen des Landes vereinte.
Zusammengehörigkeit und nationale Einheit wurden an nationalen Festen wie dem Eidgenössischen Sänger-, Schützen- und Turnfest gefördert. Historische Dokumente des Eidgenössischen Sängervereins beschreiben, wie patriotische Reden während der Feste ein Zusammengehörigkeitsgefühl über sprachliche, kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg förderten. Allerdings nahmen an diesen Festen nur wenige Chöre teil. Es ist wenig darüber bekannt, ob diese Förderung der nationalen Einheit zum Alltag der teilnehmenden Chöre gehörte und ob sie auch die nicht teilnehmenden Chöre erreichte.
Die Schweizer Chortradition ist in den neueren internationalen Publikationen weitgehend vernachlässigt worden. Insbesondere fehlen eingehende Studien, die den Alltag der Chöre beleuchten und die Choraktivitäten in den verschiedenen sprachlichen und religiösen Teilen der Schweiz vergleichen. Dies führt zu einem generellen Mangel an systematischem Wissen darüber, wie die Chorbewegung des 19. Jahrhunderts zum multikulturellen Verständnis in der Schweiz beigetragen hat.
Das Projekt CLEFNI geht diese Forschungslücke an, indem es das Chorleben in den Städten Bern und Fribourg/Freiburg während des langen 19. Jahrhunderts (1789-1914) vergleicht. Bern ist eine mehrheitlich protestantische und deutschsprachige Stadt, während Fribourg/Freiburg mehrheitlich katholisch und französischsprachig ist. CLEFNI beleuchtet die historischen Umstände und spezifischen Bedingungen, die ein multikulturelles Verständnis in der Schweiz ermöglichten, um Fragen zu diskutieren, die nicht nur für dieses Land, sondern für ganz Europa relevant sind.
CLEFNI wird von Dr. Caiti Hauck am Institut für Musikwissenschaft der Universität Bern durchgeführt.
Für dieses Projekt wurden im Rahmen der Marie-Skłodowska-Curie-Finanzhilfevereinbarung Nr. 833366 Fördermittel aus dem Programm der Europäischen Union für Forschung und Innovation „Horizont 2020” bereitgestellt.
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